Wenn ich jemanden erzähle, dass ich komponiere, lautet die Antwort meines Gegenübers stets: „Mozart“. Manchmal wird stattdessen oder anschließend noch „Bach“ oder „Beethoven“ genannt. Meine Gesprächspartner vertiefen sich sogleich darin, welche absoluten Genies diese waren. Diese Komponisten schweben auf einer Wolke so weit über der Realität, dass sie unerreichbar zu sein scheinen und jeder Versuch, auch nur etwas in der Richtung zu machen, ist von Anfang an zu scheitern verurteilt. Zwar wird mir das nicht direkt gesagt, dennoch schwingt das in den Erzählungen mit.
Sicherlich liegt das auch daran, dass meine Kollegen, Freunde und Bekannte eben keine Musiker sind und ihnen die großen Namen einen Anknüpfungspunkt bieten. Auch in meinem Kopf war stets das Wort „Komponist“ mit „Genie“ verknüpft und weil ich eben kein Genie, sondern ein ganz normaler Mensch bin, habe ich all die Jahre erst gar nicht ausprobiert, ob ich komponieren kann – und das, obwohl ich rund um die Uhr Musik im Kopf habe, die noch nicht geschrieben worden ist.
Ohne Frage, Mozart, Bach, Beethoven und viele andere waren sicherlich Spitzenreiter ihres Faches. Allerdings ist es genau dieser Genie-Mythos, der mich davon abgehalten hat, überhaupt etwas zu beginnen. Ich habe nicht den Anspruch, es mit ihnen oder berühmten Komponisten anderer Stilrichtungen aufnehmen zu können. Ich möchte einfach nur sehen, was ich kann und diese Möglichkeiten ausschöpfen. Wie weit ich damit komme, wird die Zeit zeigen.
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